Der Forschungsteil »Kulturtechnik. Pedanterie und Historiographie« versammelt die Teilprojekte »Genauigkeit zwischen Vermessungspraktiken und der Beschreibung fremder Wälder. Eine Analyse von Kulturtechniken anhand von forstwissenschaftlichen Reiseberichten (1800–1880)« (Lisa Cronjäger), »Pedanterie« (Markus Krajewski), »Genauigkeit in der quantitativen Historiographie«(Antonia von Schöning) und »Beschreibung und Deskription in der Geschichte der modernen Geschichtswissenschaften« (Mario Wimmer). Der Forschungsteil versteht sich als interdisziplinärer Zugriff auf die Geschichte der Genauigkeit und setzt sich zum Ziel, spezifische Figuren und Kulturtechniken der Genauigkeit insbesondere in der modernen Geschichtswissenschaft, Technik- und Verwaltungsgeschichte zu untersuchen.
Mit der Analyse wissenschaftlicher Pedanterie wird eine (Denk-)Figur in verschiedenen Bereichen der Wissenschaft untersucht und typisiert, um anhand der Vorgehensweise des Pedanten allgemeine Rückschlüsse auf die verwendeten Mittel, Verfahren und Darstellungsweisen der geisteswissenschaftlichen Genauigkeit zu erhalten. Weiterhin widmet sich das Teilprojekt der Untersuchung wissenschaftlicher Praktiken des genauen Beschreibens, des Kritisierens und Korrigierens, des Quantifizierens und Vermessens und ihrer Rolle in der Sicherung und Produktion von Erkenntnissen. Von besonderem Interesse ist hier die je spezifische Weise, in der in den verschiedenen Disziplinen und Wissensbereichen die Artikulation zwischen Detail und Totalität, zwischen Einzelereignissen und grossen Datenmassen problematisiert und aufgefasst wird. Der Fokus liegt auf dem Verhältnis von einem vermeintlich eindeutigen quantitativen, vermessenden Zugriff auf Wissensobjekte und narrativen, qualitativen Beschreibungen. Die Analyse geisteswissenschaftlicher Genauigkeit kommt dabei nicht umhin, nach dem imaginären und phantasmatischen Anteil an der Auffassung dieser epistemischen Tugend zu fragen. Nicht zuletzt setzt sich dieser Forschungsteil in seinen Schwerpunkten auf Pedanterie, Historiographie und nachhaltiger Forstverwaltung zum Ziel, durch verschiedene Disziplinen hindurch und über epochale Grenzen hinweg zu einer Epistemologie des Fehlers beizutragen. Denn im Fehler, seiner Analyse und Korrektur liegt ein zentraler Ansatz, Genauigkeit her- und darzustellen.